Navigation überspringen

Das Ganze zählt

28.06.2021

Die Natur zeigt uns wie Kreisläufe in Balance bleiben. Ressourcen nicht verschwendet werden. Ganz anders tickt die Konsumgesellschaft. Kaufen-und-Wegwerfen lautet hier die Devise. So ein CO2-intensiver Lebensstil ist für viele, zunehmend junge, Menschen, nicht mehr akzeptabel. Statt einem Mehr, geht es um Weniger: weniger Konsum, weniger Verschwendung, weniger Abfall. Jede und jeder Einzelne kann so einen aktiven Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Davon sind überzeugt: der Bio-Koch Christian Fleiss, Natascha Koller vom Öko-Modelabel trAchtsam sowie die Biochemikerin und Kräuterbäuerin Renée Schroeder. Sie hat sich mit dem Leierhof hoch über Abtenau ein Kräuterparadies geschaffen und weiß eines ganz genau: „Gier zerstört unseren Planeten.“

topicheader

Direkt vom Landwirt

 

„Durch die großen Glasflächen des Hofes habe ich das Gefühl, draußen zu leben. Das ist herrlich“, schwärmt Renée Schroeder. Die Rede ist vom Leierhof, gelegen auf 1.100 Metern Seehöhe über der Gemeinde Abtenau im Tennengau. Ein absoluter Gegensatz zu ihrem Leben als Universitätsprofessorin für Biochemie in den Städten New York und Wien. Statt mit RNA beschäftigt sie sich heute mit den wilden Kräutern auf den Wiesen rund um den Leierhof. Dabei nimmt sie besondere Rücksicht auf gefährdete Pflanzenarten und legt großen Wert auf eine nachhaltige Art des Wirtschaftens. „Es kann nicht sein, dass Produzenten von Kleidern, Milch, Fleisch im Vergleich zum Händler viel weniger bekommen. Nachhaltiges Wirtschaften heißt für mich, die Produzentinnen wieder in den Vordergrund rücken. Ich bin ein Fan der Märkte, der Direktvermarktung. In Bad Vigaun gibt es einen Bauern mit sensationellem Joghurt, dem bringe ich dann die leeren Flascherl zurück. Das ist gelebte Kreislaufwirtschaft und Lebensqualität. Haben Leute zu einer bestimmten Pflanze Wünsche, überlege ich mir einen Tee oder eine Creme. Das macht mir Spaß. Mir geht es um das Wissensammeln, um die Kräuter und nicht darum, aus einem Produkt das Maximum, sprich viel Geld herauszuholen. Das wäre nicht nachhaltig, da müsste ich ja meine Wiesen ausbeuten“, so die Kräuterbäuerin, die am Leierhof einen eigenen Hofladen samt Onlineshop betreibt. www.leierhof.at

 

Weniger ist mehr

 

Der Bezug zu den Lebensmitteln und zu den Landwirten ist für den Bio-Koch Christian Fleiss das A und O in seinem Beruf: „Bio ist für mich Einstellungssache. Bio-Lebensmittel verunreinigen kein Grundwasser, vergiften keinen Boden. Gemüse ohne Kunstdünger lagert weniger Wasser ein und hat so ein Vielfaches an Geschmack. Das ist mir als Koch natürlich extrem wichtig. Nichts verschwenden ist in der Zero-Waste-Küche von Christian Fleiss ebenfalls ein Muss. Eine aktuelle Prüfung des Rechnungshofes ergab, dass 200.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmitteln jährlich nur von privaten Haushalten im Müll landen. "Das beginnt schon mit der genauen Kalkulation der Lebensmittel für Veranstaltungen. So bleibt am Ende fast nichts übrig. Daheim gibt es auch mal ein gutes Gröstl oder eine Pasta, je nach dem was der Garten oder der Kühlschrank gerade zu bieten haben. Selbst das Kartoffelkochwasser mit seinen wertvollen Inhaltsstoffen dient mir als Basis für Fonds und Saucen." Themen wie der enorme ökologische Fußabdruck von Rindfleisch löst auch in seinen Kochworkshops immer wieder Diskussionen aus. Für Christian Fleiss liegt die Verantwortung beim Käufer. Je mehr Regionalität in einem Lebensmittel steckt, desto klimaverträglicher ist es. Für mehr Nachhaltigkeit im Alltag kann jeder etwas tun, ist der Biokoch überzeugt. "Ich halbiere etwa die Mengen des üblichen Verbrauches von Zahnpasta, Duschgel oder Spülmittel." www.mio-biofleiss.at

Statement für die Umwelt

 

"Upcycling" so nennt sich der neueste Trend gut erhaltene Stoffe in neuwertige Produkte umzuwandeln. Diesem Trend hat sich auch das öko-soziale Lifestyle- und Modelabel trAchtsam verschrieben. Gegründet vor drei Jahren von Natascha Koller ist der Name zugleich Programm. Tracht und Achtsamkeit. Was heißt das konkret? Regionale Unternehmen oder Privatpersonen spenden neuwertige oder gut erhaltene Stoffe, Knöpfe, Spitzenbordüren, Tüll, Lederstücke bis hin zu Plastiktischdecken. TrAchtsam verarbeitet diese Materialien in nachhaltige Mode und Accessoires. Dadurch entstehen moderne Dirndlkleider aus Schnittresten, Vorhängen und Möbelbezügen; Mäntel, Herrenhosen, Taschen, Jahreskalender und Hundeleinen aus Lederresten; Sporttaschen aus Wasserbetten und vieles mehr. Natascha Koller: "Aktuell schaffen wir durchschnittlich einen Upcycling-Anteil von bis zu 80 Prozent, bei einigen Stücken erreichen wir schon 100 Prozent. Je mehr ich zur Bekleidungsindustrie recherchiere, desto wichtiger war es für mich, einen Gegenpol zur kurzlebigen, und verschwenderischen Modewelt zu schaffen. Unsere Kleidung wird nicht in Billiglohnländern unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert, sondern unter fairen und im eigenen Land. Unser Label ist ein Statement für die Umwelt und für soziales Handeln." Den offiziellen Start hat das nachhaltige Start-up noch vor sich, da im März letzten Jahres die Pandemie dazwischen kam. www.trachtsam.at