Wer den Murwinkel erwandern möchte, fährt mit dem Auto oder dem Tälerbus von St. Michael Richtung Arsenhaus. Unterwegs werden die Ortschaft Muhr und drei Kraftwerksanlagen der Salzburg AG passiert: Das Pumpspeicherkraftwerk Hintermuhr, das 1991 mit Rücksicht auf die sensible Landschaft bei Muhr in den Berg gebaut wurde, das Kraftwerk Murfall aus den 1920er-Jahren und ganz am Ende der Fahrt das Kraftwerk Rotgülden aus den 1950er-Jahren. Nach etwas mehr als 20 Kilometern Fahrt ist der Parkplatz beim Arsenhaus erreicht: Ausgangspunkt für die Wanderungen zu den beiden Rotgüldenseen und zum Murursprung.
Der Rotgüldenbach ist einer der ersten Zuflüsse der Mur und das gleichnamige, steile Tal gilt als eines der schönsten der Hafnergruppe. Den Bach entlang führt ein Naturlehrpfad in Serpentinen bergwärts, der auch für Familien geeignet ist. Die Hochgebirgslandschaft des Nationalparks Hohe Tauern ist geradezu überwältigend. In rund einer Stunde sind der tiefgrüne Untere Rotgüldensee (1.733 m) und die Rotgüldenseehütte erreicht. Der Name Rotgülden erinnert daran, dass hier ab dem 14. Jahrhundert Arsenkies abgebaut wurde. Als „rotgiltig“ bezeichnete man früher Erze, die gold- oder arsenhaltig waren. Unterhalb des Rotgüldensees ist der Eingang in die historischen Arsenbergwerke erkennbar (Informationstafel am Weg).
Der tiefgrüne Rotgüldensee ist eigentlich ein natürlicher Bergsee, der in den 1950erund 1990er-Jahren zur Energiegewinnung aufgestaut wurde. Bei der Anlage und der Begrünung ging man neue Wege. Die Staumauer fügt sich harmonisch in die Umgebung und lässt dem See seine Natürlichkeit. Ringsum ragen die Fast-Dreitausender Kesselspitze (2.763 m), Silbereck (2.810 m), Petereck (2.891 m) und Kölnbreinspitze (2.934 m) in den Himmel. Für Alpinisten ist die Rotgüldenseehütte der Ausgangspunkt für Touren auf den Großen Hafner, das Silbereck oder die Schrovinscharte (2.039 m).
Wir peilen aber den Oberen Rotgüldensee an. Am Ufer entlang geht es in etwa einer halben Stunde bis zum hinteren Ende des Sees, wo das Wasser des Oberen Rotgüldensees in breiten Bändern über die Felsen in den unteren See fließt. Wer weitergehen will, muss trittsicher und schwindelfrei sein. Es folgt nämlich ein steiler Anstieg mit Serpentinen, Seilsicherungen und Holzleitern bis zum Oberen Rotgüldensee (1.996 m). Oben angekommen, genießt man ein Fußbad in dem malerischen See sowie den Rundumblick auf das Mosermandl (2.680 m) und den Großen Hafner. Am Rückweg lädt dann am unteren See die Rotgüldenseehütte zur Einkehr.